Die bayerische Denkmalpflege - eine Initiative König Ludwigs I.
1835 begründete König Ludwig I. die „Generalinspection der plastischen Denkmale des Reiches“ als Sonderaufgabe unter dem Dach der königlichen Bauverwaltung. Anfänglich verstand man unter „Denkmälern“ vorwiegend die großen Kirchenbauten des Mittelalters und die Gedenkorte für das Haus Wittelsbach. In den folgenden Jahrzehnten veränderte und erweiterte sich der Denkmal-Begriff und die Sonderaufgabe wurde zu einer Behörde mit Personal, Profil und klarem Auftrag.
VON DER „INSPECTION“ ZUM KONSERVATORIUM
Ab 1868 trug der oberste Denkmalpfleger des Königreichs Bayern den Titel Generalkonservator; er war zugleich Direktor des seit 1855 bestehenden Bayerischen Nationalmuseums. Die Aufgaben des neuen Generalkonservatoriums erstreckten sich ab den späten 1880er Jahren auf die Erfassung sämtlicher Baudenkmäler sowie auf die Beratung beim Umgang mit kunst- und kulturgeschichtlichen Gebäuden und Objekten. 1886 wurde die Kommission zur Erforschung des prähistorischen Bayerns an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gegründet – der erste Schritt zur staatlichen Bodendenkmalpflege.
INVENTARISATION ALS ZENTRALE AUFGABE
Von 1887 an war die Erfassung und Erforschung des vorhandenen Denkmalbestandes eine Kernaufgabe der bayerischen Denkmalpflege. 1895 erschien der erste Band der Reihe "Die Kunstdenkmale des Königreiches Bayern vom elften bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts". Seit 1958 wird die Reihe Bayerische Kunstdenkmale herausgegeben. Beide Publikationen bilden bis heute wichtige Quellensammlungen. Die dafür angefertigten Fotografien bilden zudem den Grundstock der umfangreichen Sammlung historischer Fotografien im Bildarchiv des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.
1908 – GEBURTSSTUNDE DES HEUTIGEN LANDESAMTES FÜR DENKMALPFLEGE
Ab 1908 war das Königliche Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns für die Bau- und Kunstdenkmalpflege, die Bodendenkmalpflege und die Inventarisation der Denkmäler verantwortlich. Die Personalunion mit dem Bayerischen Nationalmuseum wurde aufgelöst. Seit 1917 trägt die Institution ihren heutigen Namen: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege.
NEUORIENTIERUNG IN DER ZWEITEN HÄLFTE DES 20. JAHRHUNDERTS
Die Bedingungen des Zweiten Weltkriegs stellten die bayerische Denkmalpflege vor große Herausforderungen. Insbesondere die Bergung und vorsorgliche Sicherung von Kunstwerken rückte während des Krieges zunehmend in den Vordergrund. In der Nachkriegszeit lag der Fokus dann auf dem Wiederaufbau und der Erhaltung der noch vorhandenen historischen Bauten. Das rasche Wachstum der „Wirtschaftswunderzeit“ hatte auch die Gefährdung des Bestandes noch erhaltener Gebäude zur Folge. Als Instrument der Denkmalerfassung und Denkmalvermittlung wurde die Publikationsreihe Bayerische Kunstdenkmale eingeführt, die 1958 mit dem Band über die Stadt Augsburg begann.
DENKMALSCHUTZ UND DENKMALPFLEGE ERHALTEN EINE GESETZLICHE GRUNDLAGE
Mit dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz von 1973 wurde die Arbeit der staatlichen Denkmalpflege in Bayern gesetzlich geregelt. Das Gesetz forderte unter anderem die Führung einer Denkmalliste, die öffentlich einsehbar sein sollte. Heute ist dies online möglich: Über den Bayerischen Denkmal-Atlas sind Informationen zu allen Bau- und Bodendenkmälern in Bayern verfügbar; Luftbilder, unterschiedliches Kartenmaterial und Fotos ergänzen die Texte.
Der Vollzug des Denkmalschutzgesetzes ist Aufgabe der Unteren Denkmalschutzbehörden, die bei den Landkreisen und kreisfreien Städten angesiedelt sind.
EINE NEUE ABTEILUNG ENTSTEHT
1976 wurde die Abteilung Nichtstaatliche Museen im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege gegründet. Die Betreuung der nichtstaatlichen Museen als Aufgabe der bayerischen Denkmalpflege geht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Mit der von Prinzregent Luitpold unterzeichneten „Königlich Allerhöchsten Verordnung, das Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns betreffend“ wurde sie bereits 1908 institutionalisiert und auch im Bayerischen Denkmalschutzgesetz von 1973 verankert. Seit 1989 ist die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern unserer Behörde als fachlich selbstständige Abteilung zugeordnet.
DAS LANDESAMT HEUTE
Das Landesamt versteht sich heute als eine dienstleistungsorientierte und bürgernahe Behörde mit mehr als 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und insgesamt sechs Dienststellen in Bayern. Mit dem Hauptsitz in der Alten Münze liegt das Landesamt seit 1986 im Herzen Münchens.
Seit März 2014 ist Prof. Dipl.-Ing. Architekt Mathias Pfeil Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.