
Forschungsprojekt zu durch Trockenheit geschädigte Kulturgüter
Trockenheit gefährdet nicht nur Wälder und Ernten, sondern auch Kunstwerke – sei es durch den von Menschen gemachten Klimawandel oder schlicht durch Heizungswärme. Das großformatige Holztafelbild in der Sakristei des Freisinger Doms St. Maria & St. Korbinian etwa war mangels Luftfeuchte geschrumpft, die Malschicht löste sich zum Teil ab. Der Altaraufsatz, den Hans Mair v. Landshut 1495 schuf, war von 2022 bis 2024 wertvolles Fallbeispiel für ein wissenschaftliches Forschungsprojekt unter der Leitung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Gefördert wurde das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Weitere Projektpartner waren das Bamberger Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT), die Technische Universität München (TUM) sowie die restauratorische Beratungsgesellschaft „Care for Art“. Im Unterauftrag beteiligten sich das Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. (IDK) sowie das Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP).
Inhalt und Zielsetzung
Das Vorhaben sollte modellhaft die Möglichkeiten untersuchen, stark geschädigten Kulturgütern die nötige Feuchte wiederzuzuführen. Dafür hatten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das national wertvolle Tafelbild vom restlichen Raumklima abgekoppelt und mit einer Klimabox umbaut. Der Ist-Zustand sowie später dann auch Bewegungen und Veränderungen am Holz und an der Malschicht wurden während der Projektlaufzeit engmaschig mit einem Mess- und Monitoringsystem dokumentiert und der Verlauf restauratorisch begleitet. Nach Material- und Maltechnikanalysen führten die Experten hygrothermische Simulationen sowie praktische Versuche mit Referenzproben im Klimaschrank durch. Diese sollten Aufschluss geben, wie und in welchem Maße eine objekt- und materialverträgliche Befeuchtung erfolgen kann, um dann im Forschungsprojekt eine entsprechende Befeuchtungsmethode zu entwickeln. Erst nach dieser umfangreichen Risikobeurteilung wurde der stark geschwundene Holzträger über eine systematische Klimatisierung konditioniert und befeuchtet, sodass er sich ganz langsam ausdehnen konnte. Ziel war es zudem, umwelt- und energiefreundliche Maßnahmen zu entwickeln, beispielsweise passive Puffermaterialien, die den Feuchtehaushalt des Gemäldes langfristig im Gleichgewicht halten sollen.
Forschungslücke zum Thema Klimatisierung in der Denkmalpflege
Das Holztafelbild aus dem Freisinger Dom steht exemplarisch für eine große Anzahl von Objekten aus dem Bereich des Kulturgüterschutzes, die durch ein unpassendes Raumklima bereits geschädigt wurden oder geschädigt werden. Dazu gehören neben Kirchen- und Sakristeiräumen beispielsweise auch die genutzten und beheizten Andachtsräume und Kapellen in Klöstern. Ferner ist bisher keine systematische in situ Befeuchtung und messtechnische Erfassung an einem Kunstwerk dieser Größe, Güte und Datierung in der Denkmalpflege bekannt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hoffen, dass sich die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse – insbesondere über das umfangreiche Messsystem zur Dokumentation der Bewegungen in Abhängigkeit zum Umgebungsklima – auf diese Vielzahl von national und international wertvollen Kulturgütern transferieren lassen. Im Ergebnis entstand ein Handlungsleitfaden (siehe unten), ein Abschlussbericht (AZ 37502/01 unter https://www.dbu.de/projektdatenbank/37502-01/) sowie eine Publikation in der Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, die 2025/26 als Printprodukt erscheinen wird. Diese Veröffentlichungen zeigen neben dem Stand des Wissens und der Technik vor allem die Möglichkeiten und Grenzen auf, die eine systematische Befeuchtung zur Quellung von hygroskopischen Materialien mit sich bringen kann. Die Forschungslücke zum Thema Klimatisierung in der Denkmalpflege, bei der museale Klimawerte oft nicht einzuhalten und auch technische und finanzielle Möglichkeiten begrenzt sind, wurde dank des DBU-Projekts ein weiteres Stück geschlossen.
Für die Zukunft ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von zentraler Bedeutung, da sie essenzielle Kenntnisse und Fähigkeiten vereint, um den Erhalt von Denkmälern und ihrer Ausstattung zu gewährleisten. Es ist wesentlich, dass die Öffentlichkeit für die Belange der Denkmalpflege sensibilisiert wird, um einen breiten Rückhalt für nachhaltige Maßnahmen zu schaffen und zukünftige Generationen für den Wert kulturellen Erbes zu begeistern.
Eigentümer: Freisinger Doms St. Maria & St. Korbinian, Domkirchenstiftung Freising: https://www.freisinger-dom.de/index.php?id=22 [Domrektor Prof. Dr. Marc-Aeilko Aris]
Gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt